Magdeburger Dom

Der Magdeburger Dom ist ein Symbol für die Dynastie der Ottonen, deren Blütezeit mit dem Dom in Verbindung steht.

Der heute gotische Dom von Magdeburg bietet einen schönen Einblick in das frühe und Hochmittelalter. Der Erbauer des Doms, Kaiser Otto I. – des ersten Kaisers des Heiligen Römischen Reichs Deutscher Nationen – liegt hier begraben, samt seiner Frauen. Auch der Glauben und die Religion des Mittelalters wird hier einsichtig, vor allem mit Blick auf den Antisemitismus dieser Zeit.

Magdeburger Dom

Geschichte des ersten & zweiten, romanischen Doms

Es gibt Indizien dafür, dass schon zu Karolingischer Zeit ein Gotteshaus in Magdeburg gebaut wurde, doch von diesem karolingischen Bau ist nichts übriggeblieben, er stand auch nicht an der Stelle, wo der Dom heute steht.

Der erste Dom – an dieser Stelle – wurde von Otto I. erbaut, nach dem Erfolg auf dem Lechfeld 955 gegen die Ungarn. Er versprach für den Sieg Magdeburg zum Bischofssitz auszubauen, was auf einigen Widerstand stieß.

Die Geschichte des Doms von Magdeburg beginnt mit einem Benediktinerkloster, das dem heiligen Mauritius gewidmet war und der findet sich auch im heutigen Dom immer wieder. Kleines Detail vorne weg: Mauritius ist ein Märtyrer des frühen Christentums, der aus Afrika war und eine schwarze Hautfarbe hatte. Von Mauritius, einem wichtigen Heiligen der Christen, leitet sich auch das Wort “Mohr” ab. So ist der Ursprung des Begriffs “Mohr” durchaus wohlgesonnen.

Mauritius Darstellung Magdeburger Dom

Das Kloster wird 937 gegründet, damals war der kleine Ort von bescheidener, aber aufstrebender Bedeutung und vor allem an der Grenze zu den nichtchristlichen Slawen, die von hier aus bekehrt werden sollten; was auch einige Raubzüge erlaubte. Denn gegenüber Nichtchristen durfte man nicht nur Krieg führen, sondern auch alle Mittel einsetzen, wie es später vor allem durch den Deutschorden brutal durchgezogen wurde.

Einige Jahre zuvor, 929, ging der Ort in den Besitz der zweiten Frau von Otto I. (damals noch König), Edgith, über. Die Klostergründung fiel mit einem großen Reichstag in Magdeburg zusammen. Nach dem Sieg über die Ungarn auf dem Lechfeld bei Augsburg wird aus der Klosterkirche eine romanische Basilika. Otto I., der viel Zeit in Italien verbrachte, hatte von dort auch einige Ideen für den Bau mitgebracht. Und auch immer wieder Reliquien für seine Pfalzkirche und Baumaterial wie Säulen aus antiken Stätten, die heute noch zu sehen sind – besonders nach seiner Krönung zum Kaiser. Darunter auch das Taufbecken, was in der Antike umgedreht vermutlich als Brunnenhalter diente. Die Überbleibsel dieses Doms liegen unterhalb des heutigen Doms, etwas nördlich verschoben. Dort war Otto I. ursprünglich auch mal begraben.

Romanischer Dom Ruine Magdeburg

Taufbecken Dom Magdeburg

Im Jahr 968 wird Magdeburg als Bistum anerkannt und war nun, nicht nur geistlich, gleichbedeutend mit Köln oder Mainz. Die Klosterkirche wird zu Kathedrale, doch der Bau von 955 war wohl nicht besonders stabil, denn schon 982 fällt die Basilika zusammen; doch das hat Otto I. gar nicht mehr mitgekriegt.

Nach dem Tod im Jahr 973,  wird der Kaiser Otto I. in der Domgruft begraben. Mit der zunehmenden Schwäche der sächsischen Herrscher und vor allem mit dem Aussterben der Ottonen verliert man die sächsischen Gebiete im Osten, östlich der Elbe an die Slawen. Diese protestierten schon seit den 80er Jahren des 10. Jahrhunderts gegen die christlichen Auflagen und Steuern, die sie entrichten mussten. Unklar ist ob sie was mit dem Ende des ersten Doms zu tun hatten.

Im Jahr 1004 beginnen die Bauarbeiten zum neuen Dom, dem zweiten Dom – ebenfalls im Stil der Romanik. Aber der Platz wurde etwas nach Süden verlagert, vielleicht ob der besseren Statik. Der Bau war auch nicht mehr so groß. Vom Stil eine Basilika, mit einer größeren Krypta unter dem Chor. Als Baumaterial und Deko nahm man die bereits vorhandenen Elemente.

Doch sollten die Bauarbeiten über 200 Jahre lang nicht abgeschlossen werden. Es wurden vor allem neue Gebäude für die Amtsträger gebaut.

Geschichte des heutigen, gotischen Doms

Zu Ostern, das war für die Ottonen immer eine Zeit der vielen Probleme, 1207 brach ein Feuer in Magdeburg aus. Weite Teile der Stadt wurden ein Opfer der Flammen, so auch der Dom. Nur die Mauern blieben stehen. Noch im selben Jahr begann der Wiederaufbau, dieses Mal aber in einem neumodischen Stil: Der Gotik.

Was ist Gotik? Exkursion

Damals nannte man diese Art zu bauen, die Französische Bauart. Der Name Gotik entstand erst im Barock, als man in Italien die Bauten nördlich der Alpen herabwürdigen wollte: Der Baustil wäre mittelalterlich, hässlich und plump, als hätten es die Goten gebaut. Die Goten hatten in der Antik Rom überfallen und waren nicht ganz unschuldig am Ende des römischen Imperiums. Das verzieh man den Barbaren nicht. Erst durch Goethe wird der Name wieder positiv bewertet und im 19. Jahrhundert baute man wieder im Stil der Gotik: Neogotik. Dieser Baustil wurde mit dem aufkommenden Nationalismus verbunden, bis sich herausstellte, dass die Goten zwar ein germanischer Stamm war, aber vor allem in Frankreich und Spanien lebte. Das war aber wiederum unvereinbar mit dem neuen Nationalstolz.

Gotik entstand in Frankreich, mit seinem bedeutendsten Vertreter, der Notre Dame in Paris. Ebenfalls aus Frankreich mussten die Baumeister importiert werden, denn hierzulande war das noch gänzlich unbekannt so zu bauen. Gotik erkennt man an den spitz zulaufenden Türmen, den Spitzfenstern und den Rosetten – zumeist an der Front, wie auch in Magdeburg. Aber dies nur nebenbei.

Die Baukunst wurde aber schnell erlernt, vor allem von den Zisterziensern. Ab 1215 bauten sie den Chor (hinter dem Altar in oder bei der Apsis) und dort liegt bis heute der Sarg des ersten Kaisers Otto I. Dort findet sich auch eine Kopie der Heiligen Lanze und viele Heilige, darunter Mauritius, Katharina und weitere.

Grab Kaiser Otto I der Grosse

Ab 1230 bis 1363 begann mit dem Umbau des Kirchenschiffs, wobei interessant ist, dass die Querschiffe, das Langhaus stützten, daher sieht man anders als beispielsweise bei Notre Dame, keine Stützpfeiler, was eigentlich ebenfalls typisch für die Gotik ist. Aber immer wieder kam es auch zu Bauunterbrechungen, sei es aus Kriegs- oder Finanzgründen.

Noch vor der großen, aber schon damals vorhandenen Reformationsbewegungen, am Ende des 15. Jahrhunderts baute man das Gotteshaus weiter um. Erst 1520 sollte es dann mit den Westtürmen fertig. Vier Jahre später hämmert Martin Luther unweit von Magdeburg seine Thesen an die Kirchentüren. In Magdeburg ist Luther beliebt und es dauerte nicht lange, bis Magdeburg protestantisch wurde. (Damals hießen sie noch nicht so).

Doch die Herren im Dom sahen das ganz anders, was zu Konflikten führte und was man im Stil der Zeit mit Zerstörungen durchblicken ließ. Erst 1560 war man dann für die Öffnung der Kirche. Fortan und bis heute bleibt der Dom in der Hand der Protestanten. Eine Tetzelkassette findet sich als Ausstellungsstück des Doms. Tetzel war der eifrigste Geldeintreiber mit der Lizenz Ablasszettel zu verteilen.

Tetzel Kassette Dom Magdeburg

Inzwischen hatte der Dom einiges an Reliquien zusammengetragen, an der Zahl über 7.000 Stück. Doch davon hat sich nur wenig erhalten. Vor allem im Dreißigjährigen Krieg wurden die Reliquien verkauft, um den Krieg der Protestanten gegen die Katholiken zu finanzieren.  Der Krieg hinterließ die Stadt mit Angst, Hunger und der Pest. Die Leute versammelten sich im Dom, weil die katholischen Truppen des Generals Tilly am 10. Mai 1631 die Stadt stürmten. Der Prediger damals, Reinhard Bake, sorgte mit einer symbolischen Unterwerfungsgeste dafür, dass die rund 4.000 Menschen im Dom nicht verletzt wurden.

Bildnis des Predigers Bake

Im 17. Jahrhundert, der Zeit des Barock, hat man vor allem im Inneren den neuen Stil verbaut. Äußerlich nur sehr wenig und im 19. Jahrhundert kam dann die Säkularisierung durch Napoleon.

Juden und Christen im Mittelalter

In dem Dom findet man viel mittelalterliche Geschichte und es gewährt eben auch einen Einblick in das Weltbild damals. Zudem gibt es reichlich Kunstwerke, wie der eindrucksvolle Hochaltar, der Chor – geschnitzt aus Eichenholz – und die große Orgel, die aber nicht mehr im Original ist. Etliche Epitate und Figuren, sowie die Heilige Lanze kann man sehen.

So auch die Figuren der törichten Jungfrauen am Paradiesportal. Die törichten Jungfrauen vergessen  beim Empfang von Jesu das Öl für Lampen mitzunehmen, Jesus verspätet sich und sie müssen zurück laufen. Währenddessen sind die nicht-törichten Jungfrauen mit Jesus schon auf der Party, wo die törichten Jungfrauen nicht mehr reinkommen.

Ebenfalls im Paradiesportal befinden sich zwei große Figuren, direkt am Eingang. Da die Menschen im Mittelalter nicht lesen konnten, musste man die Propaganda auf andere Weise vermitteln. Durch die Empore gingen täglich viele Menschen durch und betrachteten einerseits die herrliche Ekklesia und andererseits die traurige Synagoga. Ekklesia steht für die katholische Kirche und Synagoga für das Judentum.

Diese Figuren sind von 1240, also kurz nach dem Aufbau des neuen Doms entstanden. Und das obwohl Otto I. die Juden unter seinen Schutz stellte. Im 15. Jahrhundert bricht in Magdeburg auch noch die Pest aus und die vermeintlich Schuldigen sind schnell gefunden: Die Juden hätten die Brunnen vergiftet. Und der neue Bischof Albrecht III. erpresst von den Juden Schutzgeld. Doch der Antisemitismus in Magdeburg wächst und eskaliert an einer Kleinigkeit: Ein Pferd von einem Juden scheut vor einem Mönch – und schon kochen die Emotionen hoch. Ähnlich dem schrecklichen blutigen Freitag, den die Band U2 besingt, wo es ebenfalls mit einer Bagatelle begann, dass eine Frau der anderen nicht aus dem Weg ging. Zum Ende des 15. Jahrhunderts kommt es zu Pogromen: Die Juden müssen alles verkaufen und aus der Stadt verschwinden – nein, die Nazis haben es nicht erfunden.

Besonders Apart wird diese menschenfeindliche Gesinnung durch die Judensau im Dom. Unter Erzbischof Ernst wird dort gegenüber dem Altar eine Sau abgebildet. Sie gilt dem Judentum besonders schmutzig. Ein Jude steht dahinter und wird vollgeschissen und einer saugt an der Zitze. Erst im 18. Jahrhundert werden sich in Magdeburg wieder Juden ansiedeln.

Zu den Fußen dieser Sau liegt der Bischof jener Tage, der diese Ecke die Marienkapelle anlegte. Nur einmal im Jahr wird diese Pforte zu Feierlichkeiten geöffnet. Interessant ist an der Nische jedoch die Bemalung, denn so ähnlich bunt dürfte im Mittelalter die ganze Kirche gewesen sein.

Weitere Sehenswürdigkeiten im Magdeburger Dom

Neben den Gräbern der Kaiser und Kaiserinnen, der Tetzel-Kassette und der gotischen und barocken Kunst gibt es noch einiges andere zu bestaunen in dem Gotteshaus und im Garten. Ja, jeder einzelne Schlussstein ist individuell gestaltet – damit kann man sich Jahre beschäftigen.

Auch die barocke Kanzel aus Alabaster mit Abbildern der Geschichte des Doms und der Bibel. Und es gibt eine kleine Kapelle innerhalb der Kirche, darin zwei Figuren. Manche sagen diese würde Jesus und Ekklesia darstellen, aber möglich wäre auch, dass sie Otto I. und seine Gemahlin darstellen.

Ich denke die anschließenden Bilder sprechen für sich, jedoch eine Sache gäbe es noch zu berichten. Eines Tages ließ ein Bischof sich einen Steg bauen von dem Dom zu seinem Haus, damit er dem gemeinen Pöbel auf der Straße nicht begegnen musste. Die Einwohnenden der Stadt rissen diesen Holzsteg wieder ab. Als baute der Bischof ihn wieder auf und die Leute rissen ihn wieder ab, bis ein Steg aus Stein gefertigt wurde. Diese ließ sich nicht einreißen, aber der unbeliebte Bischof wurde eines Tages auf der Straße gesehen. Man hat ihn festgenommen und erschlagen. Damit es nicht auffällt, wurde er in einer Gefängniszelle verscharrt. Doch eines Tages kam es heraus und ein Bann wurde für fünf Jahre über Magdeburg ausgesprochen und man musste recht viel an Strafe zahlen. Daher gibt es in der oberen Etage über dem Chor zu einem Fenster eine Treppe, wo einst dieser Steg zum gegenüberliegenden Haus verlief.

Tipp zum Schluss: In dem sehr hohen Gebäude, kann es zuweilen schon recht kalt sein. Im Sommer gut, ansonsten gut einpacken 😉 Und eine Führung lohnt sich außerordentlich hier, täglich ab 14 Uhr und 16 Uhr. Der Eintritt ist frei und die Führung ist günstig…

Weitere Infos auf der Homepage des Doms.

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