“… von der Absurdität dessen, dass das eigentliche Leben, ein Anhängsel des Berufslebens ist” – T. W. Adorno.
Im Zentrum unserer Gesellschaft steht nicht der Mensch, nein die Wirtschaft. Und diese Philosophie hat sich auf unser gesamtes Leben ausgedehnt, alle Sphären unserer Existenz sind auf Wirtschaftlichkeit, bzw, es der Wirtschaft recht zu machen, ausgelegt.
Wenn man ein bisschen Zeit hat und in sich geht, ist der oftmals der erste Gedanke, dass man nur einmal lebt, dass man sein Leben genießen sollte. Doch ist man gezwungen 40 Stunden die Woche an jemanden zu verkaufen, um sein Leben in unserer Gesellschaft zu ermöglichen. Dieser Zwang zum Aufstehen, zum Wettbewerb und die Einschränkung der Möglichkeiten, weil man ja morgen wieder arbeiten muss, wird einfach hingenommen, als wäre es schon immer so gewesen oder als gäbe es keine Alternative.
Gehen wir doch einmal ein paar Absurditäten des Lebens in unserer Gesellschaft durch. Das Aufstehen. Wer nicht früh aufsteht ist nicht so produktiv, es geht eben viel Zeit verloren – und Zeit ist ja der ultimative Faktor, den man ja schließlich auch verkauft. Schon die Kirchen wecken die Menschen, mit dem Ziel die Produktivität zu erhöhen, denn im Mittelalter arbeiteten nicht wenige Bauernfamilien für die Kirche – meist als Leibeigene. Es ist eine Form der Disziplinierung und damit zur Förderung der Produktivität.
Schon die Kinder müssen früh raus um das gleich mal zu lernen. Das Leben ist ein Mühsal. Bleiben wir in der Schule. Was lernen wir, wie man es auch im Wahlkampf immer hört. Man lernt vor allem Dinge, die man als Arbeitswesen braucht. Nützliche Züge sind bei uns, wirtschaftlich verwertbare Eigenschaften. Daher lenkt man die Ausbildung der Leute auch – jetzt brauchen wir gerade Ingenieurs- und Informationstechnik-Fertigkeiten – also machen die Leute das. Ausgerichtet darauf, dass es der Wirtschaft gut geht.
Die Infrastruktur, das Umfeld für die Unternehmen – das ist der Maßstab. Denn sie bringen Geld und Arbeitsplätze, darum geht es doch! Es hat ja schon ewig gedauert, bis auch die Wirtschaft festgestellt hat, dass man die Umwelt ja doch irgendwie braucht. Zuvor waren Flüsse kostenlose Ableitungssysteme für den Müll der Wirtschaft. Die Städte sind auf die Wirtschaft und Wirtschaftlichkeit ausgelegt, weil auch ihnen geht es ja nur die Wirtschaft – und dass die Menschen zu ihren Arbeitsstätten kommen.
Die Menschen ihrerseits nehmen das nicht nur hin, sie glauben auch daran. Denn das ist die wahre Macht, in dem man den Leuten glauben macht, dass sie es selbst wollen. Derart gehen immer mehr Menschen aus Angst vor ihrem Arbeitsplatz auch mit einer Krankheit zur Arbeit. Obwohl die Menschen lange dafür gekämpft haben, dies nicht zu müssen. Man muss ja schon ein bisschen Engagement zeigen, wenn man ausgebeutet werden will.
Klar darf man krank sein, aber nicht damit es einem gut ist. Der Grund für die Einführung liegt m.E. wiederum in der Produktivität. Damit hält man auch gar nicht hinter dem Berg, es geht nicht um den Menschen. Ein ausgeruhter Mensch kann mehr Leisten, ein kranker Mensch weniger.
Der Verkehr, die Gesundheit, die Städte, die Politik, die Menschen selbst – alle glauben daran, dass es so sein muss. Dabei wäre es doch viel schöner, wenn alles auf die Menschen ausgerichtet wäre, oder?