Das ehemalige Kloster und Kaiserpfalz Memleben an der Unstrut blickt auf eine lange und ereignisreiche Geschichte zurück.
Aus der Reihe Sehenswürdigkeiten entlang der Unstrut fehlt natürlich noch das Kloster Memleben, wo auch die Kaiserpfalz stand.
Geschichte des Ortes Memleben
Eine Kaiserpfalz ist ein Ort, an dem der Herrscher (in dem Fall der Kaiser) eine seiner Stätten hatte und wiederkehrend bewohnte. Das Wort Pfalz kommt vom lateinischen-italienischen Palazzi (Palast).
Aber schon zu Zeiten der Bronzezeit lebten hier Menschen, wie die Himmelsscheibe von Nebra darlegt. Der Name des Ortes Mimilebo wurde erstmals urkundlich 780 erwähnt. Im 8. Jahrhundert schenkte Karl der Große dem Kloster Hersfeld das Stückchen Land hier. Im 9. Jahrhundert könnte es auch der Ort Meginrichesdropf gewesen sein.
Im 10. Jahrhundert wählte der König des ostfränkischen Reichs, Heinrich I., diesen Ort als Pfalz aus. Sein Sohn, der dann Kaiser wird – Otto I. – macht es zur Kaiserpfalz. Übrigens sind beide hier gestorben, begraben ist die Familie aber im Magdeburger Dom. Nur die Eingeweide der beiden Herrscher wurden in Memleben in der Marienkirche (siehe unten) beerdigt, Heinrich I wurde übrigens in Quedlinburg beerdigt.
Otto I war aber nie zu hohen Feiertagen in dieser Kaiserpfalz und auch seine Hoftage hielt er woanders ab. Wo genau die Pfalz lag ist umstritten, möglicherweise dort wo heute die Burg Wendelstein liegt. Auch wo der ursprüngliche Ort vor der Klostergründung stand ist nicht ganz klar. Aber der König hatte wohl noch Besitzungen hier und es mussten genug Leute hier gelebt haben, um einen König samt Hofstaat zu unterhalten.
Sein Sohn – Otto II. – bezahlte dem Ort Memleben im Jahr 979 ein Benediktinerkloster, dessen Reste heute als Museum zu sehen sind. Zwar wurde es auf dem Gelände des Klosters Hersfeld gebaut, doch sollte es eigenständig werden. Nicht nur das, auch Ländereien von Hersfeld gingen an Memleben über und man erhielt Güter des damaligen Brandenburgs. Es hatte den Rang eines der drei höchsten Klöster im Reich – nach den Klöstern Fulds, Corvey und auf der Reichenau. Das änderte ein Nachfolger wieder, wobei viele Gebiete schon während des Aufstands des Slawen für das Kloster verlorengingen. Das Kloster war wohl dem Gedenken des hier verstorbenen Vaters gewidmet und entsprechen ausgestattet. Auch der erste Weinanbau an der Unstrut soll im 10. Jahrhundert auf das Kloster zurückgehen.
Auch Otto III hatte ein Wohlwollen gegenüber dem Kloster und verlieh ihm weitere Güter im 10. Jahrhundert. Doch dessen Nachfolger, Heinrich II, präferierte die Kaiserpfalz in Goslar. Obwohl er anfangs noch beim Konzept des Vorgängers blieb – bis 1015. Fortan wurde Memleben dem Kloster Hersfeld untergeordnet und Heinrich II erhält das Bistum Bamberg. 1033 schenkte Kaiser Konrad II Güter des Klosters an u.a. den Bischof in Naumburg.
Während der Reformation gibt es auch hier Aufstände, die im Bauernkrieg von 1525 kulminieren. Im ganzen Deutschen Reich werden Klöster und Burgen geschliffen, auch das Kloster in Memleben wird geplündert. Die Verwüstungen waren derart schlimm, dass das Kloster 1548 aufgegeben wurde.
Für einige Jahre gehört es dem Kurfürsten von Sachsen, der es der Schule Pforta schenkte – wo es bis zum Ende des Zweiten Weltkrieges verblieb. Daraufhin wurde das Kloster zu einem Wirtschaftshof. Im Jahr 1722 setzt ein Gewitter der Ruine weiter zu, sodass auch die Kirche abgerissen werden musste. Im selben Jahrhundert diente das Kirchengebäude als Getreidesilo. Auch in der jüngeren Vergangenheit kam es zu Abbrüchen, so 2007.
Heutzutage kann man sich das Areal als Museum ansehen, mit äußerst freundlichem und hilfsbereitem Personal – wie ich hinzufügen möchte. Dazu gehört auch der Klostergarten, der mit etlichen Heilkräutern bepflanzt ist. Mit Tafeln wird auf die mittelalterliche Bedeutung der Pflanzen und ihre Heilwirkung hingewiesen. So erfährt man im Garten beispielsweise welche Pflanzen der Muttergottes zugesprochen werden. Im Übrigen ist unklar, ob der Klostergarten bereits zur Zeit des Klosters existiert hat.
Tatsächlich sind auch wieder Mönche an diesem Ort zu finden, die aus der Benediktinerabtei Münsterschwarzach kamen.
Kirche und Kloster
Die Verwirrung ist groß – sind es zwei oder ein Gebäudekomplex? Es gibt die Ausmaße einer alten Marienkirche, ein riesiger Monumentalbau aus dem 10. Jahrhundert zu sehen, wo die Eingeweide des Kaisers beerdigt wurden. Und man kann die Ruine des Klosters aus dem 13. Jahrhundert begutachten.
Die Marienkirche stammte aus dem 10. Jahrhundert, von der noch die Fundamente vorhanden sind. Die Kirche war – eines Kaisers angemessen – recht groß und war vermutlich 82 Meter lang und fast 40 Meter breit. Sie verfügte zudem über einen doppelten Chor. Aus dieser Zeit der Romanik ist noch das Blattwerkkapitell und die frühromanischen Krypta zu sehen. Die Klostergebäude müssen nördlich von der Kirche gestanden haben.
Das Kloster aus dem 12. Jahrhundert wurde kleiner konzipiert und wurde erst im 13. Jahrhundert fertig. Die Kirche war im Stil der Spätromanik / Frühgotik entstanden. Das Baumaterial für die neue Kirche nahm man von der alten. Es entstand eine dreischiffige Basilika mit dem Chor nach Osten und der Krypta darunter.
Es gab einen Turm an der Westseite der Klosterkirche des 13. Jahrhunderts. Die Ruinen zeigen was von der Kirche übriggeblieben ist. So sieht man nebst der Krypta heute noch die Außenwände des Chors und des Langhauses, die Arkaden und die Turmuntergeschosse, sowie das Westportal. Erste frühgotische Elemente, wie die Spitzbögen, lassen sich auch schon erkennen.
Wo befindet sich das alte Gemäuer?
- Thomas-Müntzer-Straße 48
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