Die fünf wichtigsten Prinzipien für Leinwand-Malereien unter der Nutzung von Acrylfarben. Erkannt und erklärt von einem Selfmade Künstler.
Seit einigen Jahren bemühe ich mich darum, mir das Malen bei zu bringen. Ich muss zugeben, ich habe keine Kunstschule besucht und habe mein Können aus der Beobachtung anderer Künstler*innen gemacht. Und ja, ich habe viel auch selbst erkannt. Es gibt gewisse Vorgehensweisen, die das Malen einfacher oder besser machen.
Sicherlich ist dabei auch viel Wissen von Fernsehkunstschaffenden eingeflossen, deren Sendungen ja im Öffentlich-Rechtlichen Fernsehen zu sehen sind. Die sich anschließenden Regeln habe ich mir daher auch selbst erschlossen, Sie resultieren aus Erfahrungen und eben nicht aus vorgegebenem Wissen.
Aus Kostengründen und weil es so fehlerfreundlich ist, male ich mit Acryl. Fehlerfreundlich, weil es eine wasserlösliche Farbe ist und daher auch weggemacht werden kann. Im Gegensatz zu Öl glänzt es auch nicht so. Außerdem trocknet es recht schnell! Übrigens: Ölbilder kann man nicht mit Acryl übermalen, aber Acrylbilder kann man mit Öl übermalen. Theoretisch müssten sich diese Erkenntnisse auch auf Öl-Leinwandbilder übertragen lassen.
Fünf Prinzipien für Malereien auf der Leinwand (mit Acryl)
Die fünf Prinzipien sollten für ein Bild eingehalten werden. Wie sehr man das tut, hängt vom Bedarf ab.
Regel Nr. 1: Immer von hinten nach vorne malen
Es ist an sich eine Frage der Logik, aber man malt natürlich erst den Himmel und dann die Berge und den Wald. Übrigens sollte man für den Himmel Phthalocyaninblau verwenden. Damit schafft man auch den schönen hellblauen Abschnitt zum Horizont hin. Man beginnt also oben mit einigen Tupfern und verwischt diese immer weiter, sodass es von oben nach unten heller wird. Richtung Horizont wird die Farbe blasser.
Regel Nr. 2: Den Himmel x-en und das Wasser längs malen
Diese Tupfer verstreicht man oben, sofern der Himmel oben sein soll, mit x-Bewegungen. Solche x-Bewegungen verhindern, dass man eine Kontur erkennt. Diese Kontur soll man aber am Wasser erkennen. Deshalb malt man Wasser, und das kann gerne die untere Hälfte sein, von links nach rechts oder rechts nach links. Wenn man einen Sonnenuntergang plant oder eine Stelle, wo das Licht auf das Wasser fällt, dann lässt man diese Stelle frei von Farbe. Man setzt mit dem Farbpinsel an der Seite an und wischt nicht ganz durch. Das Gleiche gilt für die andere Seite. So entsteht bereits eine Sonnenreflexion!
Regel Nr. 3: Lichtquelle lokalisieren
Die Dinge, ob es Bäume, Berge, Häuser oder Menschen sind, sind an der Sonnen zugewandten Seite heller als die abgewandte Seite. Da es meist nur eine Sonne auf Bildern gibt, sollte man sich gleich einen Punkt merken, von wo die Sonne kommt. Daran die hellen Abschnitte des Bildes konzentrieren und auch den Schatten ziehen.
Regel Nr. 4: Von Dunkel zu hell malen
Um eine Tiefe in die Objekte des Bildes zu bringen, malt man sie zunächst etwas dunkler vor und beleuchtet die Teile, die hervorstehen oder der Sonne zugewandt sind. Dafür nimmt man dieselbe Farbe und mischt sie mit hellen Farben (weiß, gelb etc.). Übrigens malt man Schatten wie an Bergen mit hellblau und nicht mit grau.
Regel Nr. 5: Je länger man rum malt, desto besser wird das Bild
Wenn etwas nicht gelingt, dann zaudere nicht, es weiter zu bearbeiten. Meiner Meinung nach wird ein Bild besser, je länger man sich damit beschäftigt – je mehr Details kommen hinein. Auch wenn man denkt, jetzt darf man es nicht mehr kaputt machen, weil es gerade so schön ist, empfehle ich, das Bild bei Bedarf doch noch mal anzugehen. Die Wahrscheinlichkeit, dass es danach noch besser aussieht, ist höher als alles zu lassen. Das kostet Überwindung. Aber Acryl ist eben auch sehr fehlertolerant.
Erfahrung und Lernen | Acrylmalerei
Wenn Du mich als Mallehrer engagieren willst, mehr von meinen Kunstwerken sehen oder sie gar kaufen willst, dann schau hier mal vorbei: https://www.pareidolie-art.de/ Hier kann man auch die Malkarriere beobachten, die ich gemacht habe. Ich habe mit recht infantilen Bildern angefangen und mich über die Jahre hochgearbeitet. Ja, es sind Jahre, die man damit verbringen muss, um so viel besser zu werden. Vielleicht hängt es auch davon ab, wie viel Zeit man investieren möchte oder kann. Aber wenn man nur am Wochenende malt, dann können es Jahre sein, bis man ein ordentliches Bild auf die Leinwand bringt.
Dafür braucht es eine intrinsische Motivation und diese Auszeichnung geht ganz klar an den Spaß. Es muss Spaß machen zu malen. Wer sich da durchkämpft, sollte sich vielleicht ein anderes Hobby suchen. Und dann gibt es natürlich Menschen, die ein Talent besitzen. Es gibt diese Leute, die einfach so zeichnen können. Die malen dann in der Regel auch besser. Nicht selten, so ist mir das schon mal aufgefallen, sind das Linkshänder und Linkshänderinnen. Ich muss zugeben, beim Talentverteilen habe ich nicht sehr laut “Hier!” geschrieen. Ich habe kein Talent, ich habe mir das erarbeitet.
Weitere Tipps für Anfänger*innen | Acrylmalerei
Es macht einen Unterschied, ob ich auf einer schwarzen Leinwand oder einer weißen Leinwand male. Der Hintergrund wird immer mit genutzt. Die Farben strahlen zwar mehr, wenn man auf schwarzem Hintergrund arbeitet, aber Bilder, die einen Horizont haben, sollten auf einer weißen Leinwand gemalt werden. Denn in Richtung Horizont wird es immer heller. Weltallbilder gelingen selbstverständlich auf schwarzem Hintergrund besser. Wenn der Hintergrund schwarz gemacht wurde, dann nicht nur mit Schwarz anmalen. Man mischt für ein richtiges Schwarz etwa drei dunkle Farben zusammen: Rot, Blau, Grün – und Schwarz. Die Acrylfarbe trocknet zwar schnell, aber wenn die ganze Leinwand mit diesem Schwarz eingepinselt wird, sollte man es mindestens fünf Stunden trocknen lassen. Sonst gibt das so eine Schmiererei. Das kann aber auch hilfreich sein, wenn man einen Nachthimmel malen will. Dann hilft das Schwarz. Mit einem schwarzen Hintergrund kann man auch Tagesbilder malen, allerdings sollte es dann keinen Horizont haben. Das gilt beispielsweise, wenn das Bild den Himmel zeigt oder wenn das Bild eine Nahaufnahme ist.
Viele Bildinhalte habe ich vorher nicht angedacht. Sie entstehen beim Malen des Bildes. Man muss das zu Malende zuerst auf der Leinwand sehen, bevor es wirklich da ist. Dann kann man es besser malen. Einige Leute haben ein gutes Vorstellungsvermögen und das hilft zweifelsohne. Man kann sich auch Sachen vorzeichnen, aber das gilt nur für das grobe Konstrukt. Ein Bemalen der Leinwand mit einem Bleistift ist nicht immer so clever. Denn wenn die Farbe drauf ist, kann man den Bleistift-Strich nicht mehr wegradieren. Da nimmt man eher die Farbe weg, bevor der dunkle Bleistift-Strich weggeht. Es ist besser, es auf einem Stück Papier vorzuzeichnen und dann auszuschneiden. Aber man muss das innere Wegschneiden, nicht das Äußere!
Was braucht man für den Anfang? (Mit Links zum Kaufen)
Wenn Du jetzt Lust bekommen hast, anzufangen, dann musst Du nicht gleich losgehen und das Profi-Equipment kaufen! Auch die Staffelei kannst Du erst einmal weglassen. Mal auf dem Boden oder auf einem großen Tisch. Denke aber immer an eine Unterlage, damit später nicht alles voller Farbe ist. Dafür eignen sich auseinandergefaltete Papp-Pakete. Du brauchst außerdem einen kleinen Becher oder ein altes Glas für das Wasser. Einen alten Lappen braucht man für die Reinigung der Pinsel.
Das Arsenal an Pinseln kann man sich größtenteils im Baumarkt kaufen. Es braucht für die groben Sachen und für die Blätter an den Bäumen Malpinsel, wie sie in jedem Baumarkt zu finden sind. Da kann man sich für schmales Geld ein ganzes Set kaufen. Große Pinsel braucht mal wohl häufiger. Normale Borsten und Rundpinsel sind auch ganz sinnvoll. Es macht auch Sinn, sich die Pinsel zuweilen selbst zuzuschneiden. Oftmals braucht es ganz dünne Pinsel, möglichst nur ein mittellanges Haar daran. Für die kleinen Details eben. Dafür kauft man sich die günstigen Pinsel im Baumarkt. Was die Malerei auch sehr erleichtert, sind Fächerpinsel. Da muss man schon etwas tiefer ins Portemonnaie greifen, denn die sind nicht im Baumarkt zu finden. Damit kann man höherstehendes Gras oder Nadelbäume malen.
Außerdem braucht man solche Mal-Spachtel, die man auch Malmesser nennt. Dabei kann man auch alte Pfannenkratzer oder richtige Spachtel benutzen. Diese braucht man für die Grundzüge von Bergen oder für zufällig verteilte Farbe oder das sich am Ufer zurückziehende Wasser. Man kann mit diesen Spachteln echt viel machen.
Für runde Formen findet man in der Regel genug im Haushalt, um diese auf die Leinwand zu bringen. Von Münzen über Teller bis zur Kappe der Farbe findet man diese Rundform. Übrigens für Planeten mit der runden Form nimmt man einen Pinsel, drückt ihn auf und dreht sie um die eigene Achse. Der Effekt ist, dass ein Teil der Rundung im Dunkel des Weltalls verschwindet.
Man muss nicht unbedingt eine Leinwand bemalen. Ein Stück Holz mit einer schönen Maserung erlaubt es, Dinge zu sehen, die man dann malen kann. Wie erwähnt, es ist wichtig, die Dinge zu sehen, bevor man sie malen kann. Im Wald finden sich schöne Stöcke, die man bunt bemalen kann. So habe auch ich begonnen, da das mit der Leinwand mehr Kunst erforderte, als ich es mir zutraute. Die Leinwände sollten nicht allzu grobmaschig sein. Das ist bei den ganz günstigen Leinwänden meist der Fall (Übrigens ist Canvas das englische Wort dafür). Wenn man dann eine solche grobmaschige Leinwand gekauft hat, muss man die nicht wegwerfen. Man kann sie mit weißer Acrylfarbe übermalen, um die Löcher zwischen den Leinwandfäden zu stopfen. Vielleicht auch zwei Mal. Das kostet natürlich aber einen Haufen Farbe. Viele Öl-Kunst-Malenden bearbeiten ihre Leinwände zuvor mit Acrylfarbe. Einfach darüberpinseln und warten, bis die Farbe ganz trocken ist.
Wie es schon deutlich geworden ist, braucht man viel Weiß. Das kennt man vermutlich auch noch aus der Schule. Und Schwarz braucht man auch mehr als andere Farben. Für einen schönen Himmel braucht es Phthalocyaninblau. Es gibt Metallic-Farben wie Gold für den Goldschatz, es gibt verschiedene Töne für unterschiedliche Bereiche. Übrigens, das Feuer malt man mit Zinnoberrot, das vor allem mit weiß und wenig Gelb ergänzt wird. Die Hautfarbe mischt man sich aus den Farben: Rot, Blau, Geld und – je nach Abstufung – viel Weiß. Je mehr Farben man hat, desto besser. Denn das Mischen der Farben ist zwar möglich, aber man braucht recht viel zum Mischen und am Schluss hat man einen Topf mit dem richtigen Ton, aber bringt nur zwei Pinselstriche auf die Leinwand auf. Es gibt solche Sets mit kleinen Tuben. Das ist für den Anfang völlig ausreichend! Dabei sollten diese nicht zu flüssig sein.
Ich hoffe, die Hinweise waren zielführend! Ich wünsche viel Erfolg!
Das sind ja keine Geheimtipps. Das lernt man ja recht schnell.
Ich muss widersprechen. Von Dunkel nach Hell stimmt wohl nicht immer! Aber einige gute Ansätze sind enthalten …