In den letzten Wochen ist der DAX wieder ordentlich nach oben gegangen. Sollte man jetzt einsteigen?
Mein letzter Beitrag zur Börse ist von August. Damals riet ich davon ab, einzusteigen. Der Bärenmarkt hielt an. Bärenmarkt meint, dass die Kurse von den Bären getrieben werden, also eher fallen.
Inzwischen steigen die Kurse wieder. Der Grund dafür liegt wohl in der Gier und dem Vertrauen auf den Staat, dass die Börse nicht fallen gelassen wird. Die Erfahrungen von 2007/2008 und aus der Corona-Krise lehrten dies. Damals sprach man von “systemrelevant”. Einzig ein Begriff, der der Erklärung des politischen Interesses diente. Man wollte das viele Geld, das da versammelt war, nicht vernichten, auch wenn es für den Staat weniger problematisch gewesen wäre als für die Reichsten. Denn die Kleinanlegenden hat man verhungern lassen, aber die Großen konnten ihren Reichtum behalten. Auch bei Corona war das so, denn dene Kleinunternehmenden wurden kaum geholfen. Mehr noch, man kriminalisierte sie, als sie Gelder in Anspruch nahmen. Es war eine CDU-Regierung, nicht vergessen.
Ein weiterer Aspekt ist selbstverständlich die Gier und das eigentliche Wesen der Börse, nämlich zu spekulieren. Die Spekulation geht derzeit davon aus, dass der Staat den Unternehmen hilft. No Matter what oder wie es Draghi sagte: Whatever it takes. Nun, die Rechnung dafür steht noch aus, aber wer wird sie bezahlen? Das ist eine politische Frage. Wie sie beantwortet wird? Gebt mir eine Glaskugel!
Das Börsenleben geht weiter. Sicherlich hat man Versicherungen, wenn man da verliert, wird da eingenommen. Aber das können nur die großen Akteure tun. Die Kleinanlegenden werden nicht geschützt. Vor allem im Angesicht steigender Zinsen. In den USA ist der Arbeitsmarkt die eigentliche Triebfeder der Notenbank, bei uns wäre es die Inflation. Aber angesichts von 10 Prozent Inflation steigen die Zinsen zu wenig und zu spät. Lagarde, die Chefin der EZB, arbeitet nicht im Interesse der Bürger*innen, die investieren, sondern im Interesse der verschuldeten Staaten und des Großkapitals. Mit steigenden Zinsen werden die verschuldeten Länder ärmer und nicht zuletzt hat auch Deutschland inzwischen Schulden gemacht. Ohne die Schwarze Null hätten Deutschland die Zeit der Niedrigzinsen nutzen können, tat man aber nicht. Sich angesichts steigender Zinsen und Inflation zu verschulden, ist schlechter. Bei der Inflation sollte man die Schulden zurückzahlen, das wäre gute Fiskalpolitik gewesen, die aber die CDU verhinderte. Ich verstehe auch bis heute nicht, warum die CDU einen Wirtschaftsnimbus hat, da sie wirtschaftlich immer schlecht agierte – zumindest fällt mir kein Beispiel für eine gute Fiskalpolitik ein.
Die Kurse könnten also weiter steigen, weil immer noch viel Geld vermehrt werden will. Es wäre auch typisch, da Jahresendrallyes immer wieder vorkommen. Aber das Jahresende ist schon in Sicht. Wo soll das sonst gehen? Der Run geht weiter und er könnte in den Abgrund führen. Trotz der Inflation glaube ich, es ist immer noch kein guter Moment, wieder einzusteigen. Der Ukraine-Krieg ist immer noch nicht vorbei. Die Lieferengpässe, die Zinsen, die Frage der Geopolitik mit einer neuen Blockbildung, was an die Zeit vor 100 Jahren erinnert, können als Vergleich dienen. (Wie übrigens auch die Inflation, der epochale Umbruch der Wirtschaft namens Digitalisierung und das Erstarken des Faschismus). Die Welt steht vor einem neuen, einem dritten Weltkrieg.
Mehr noch als die Frage der wirtschaftlichen Entwicklung müsste die Frage des Wirtschaftens in den Vordergrund rücken. Denn der Überkonsum, die Unmöglichkeit des ständigen Wachstums und zuvorderst der Klimawandel erhöhen m.E. die Möglichkeit einer plötzlichen Änderung. In diesem Umfeld anzulegen, ist höchst riskant, aber das ist auch das Wesen der Börse.