Zum Thema Impfung – abseits von Corona, denn auch andere Viruserkrankungen können die Runde machen.
Als ich noch bei meinen Eltern gewohnt habe, wohnte ein Mann aus Tunesien unter uns. Er hatte ein gesunden Jungen namens Fued. Nach wenigen Monaten wollte der Mann das Kind seinen Verwandten in Tunesien präsentieren. Doch zu der Zeit grassierte die Kinderlähmung noch stark, gerade im nordafrikanischen Raum.
Kinderlähmung heißt mit lateinischem Namen Poliomyelitis und wird mit Polio abgekürzt. Polio ist eine Krankheit, die qua Virus übertragen wird. Der Virus befällt Neuronen, die für die Steuerung der Muskeln zuständig sind. Betroffen sind Kinder, welche dann auf einen Rollstuhl angewiesen sind. Wenn das Herz befallen ist, dann kann die Virusinfektion tödlich enden. Eine Impfung existiert bereits seit den 50er Jahren, weswegen es kaum noch Kinder mit Polio gibt. Impfung sei Dank!
Fued hatte leider nicht so viel Glück. Sein Vater nahm ihm in ein Virusgefahrengebiet, ohne sein Kind geimpft zu haben. Vermutlich war die Motivation dazu, dass schon nichts passieren würde. Aber es passierte etwas. Fued infizierte sich mit dem Virus und erkrankte. Er ist seit dem Alter von fünf Jahren auf einen Rollstuhl angewiesen und kann nur auf Krücken laufen. Ein kleiner Nadelstich hätte das alles verhindern können, aber der Vater unterließ es, obwohl er von verschiedenen Seiten gewarnt wurde.
Weder für ihn noch für seinen Sohn war das eine gewinnbringende Entscheidung. Da der Vater mit der Situation überfordert war, kam Fued in ein Kinderheim. Wie er bei jedem Besuch bei seinem Vater erwähnte, gefiel es ihm dort gar nicht. Ich weiß nicht, was aus ihm oder seinem Vater geworden ist.
Seit 2015 gab es keine bestätigten Fälle mehr. Die Impfung könnte diese Krankheit ausmerzen, doch es gibt sie immer noch. Polio ist in Deutschland übrigens meldepflichtig.